Braucht das Neugeborene täglich Fluor-Tabletten?
Nein, denn vor dem 6. Lebensmonat sind aus zahnärztlicher Sicht keine Fluoridierungsmaßnahmen zur Karies-Prophylaxe erforderlich.
Karies ist keine Fluoridmangelerkrankung, daher ist die Einnahme von Fluor-Tabletten vor dem Durchbruch der ersten Milchzähne nicht wirksam
(Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, DGZMK März 2000).
Die jahrelang von Zahn- und Kinderärzten angeratenen Kombinationspräparate zur Rachitis-Karies-Prophylaxe (Rachitis = Knochenerweichung) mit Vitamin D und Fluor
(D-Fluoretten®, Fluor-Vigantoletten® oder Zymafluor DR®) können aufgrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr empfohlen werden.
Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass Fluorid in erster Linie durch den direkten äußerlichen Kontakt am Zahn karieshemmend wirkt. Darum sollte man beim Einsatz von Fluoriden
darauf achten, dass sie lokal verabreicht werden (z.B. Durch Zahnpasta) und nicht durch die Einnahme von Tabletten. In den letzten Jahren wurden Fluor-Tabletten z. B. in Skandinavien,
USA und Kanada nur noch für “Kariesrisikokinder“ und dies meist erst ab dem 3. Lebensjahr.
Eckpfeiler einer guten Kariesprophylaxe: • Ausgewogene Ernährung (möglichst keine oder nur wenig Zucker- und
Weißmehlprodukte)
• Tägliche Zahnreinigung (ab dem 3. Lebensjahr 2-mal täglich)
• Anwendung von Fluoriden (primär durch Erhöhung der Fluoridkonzentration im Bereich der Zahnoberfläche).
Erst nach dem Durchbruch der Milchzähne (6.-7. Lebensmonat) lässt sich die Härte des Zahnschmelzes durch eine lokale Erhöhung durch Flourid am Zahnschmelz
verbessern.
Zahnärzte, empfehlen darum, die Zähnchen täglich mit einer kleinen, weichen Zahnbürste und einer maximal erbsengroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahnpaste zu reinigen. Um keinen
Anreiz zum Herunterschlucken zu geben, sollte die Kinderzahnpaste keinen Frucht- oder Bonbongeschmack haben.
Unterschiedliche Empfehlungen:
Leider stimmen viele Kinderärzte der zahnärztlichen Empfehlung der DGZMK nicht zu und verschreiben Säuglingen ab dem 10. Lebenstag weiterhin täglich 0,25 mg Fluorid in Kombination
mit Vitamin D. Obwohl sie den nachweislich fehlenden Nutzen der Fluorgaben im ersten Lebensjahr als wissenschaftlich korrekt anerkennen, halten sie weiter an der alten Empfehlung
fest.
Es ist absurd, Säuglingen ein halbes Jahr unnützerweise Fluor zu verabreichen!
“Das Halogen Fluor ist ein hochwirksames Zellgift, dass bei Einnahme von 5-15 g tödlich wirkt.“ (Daunderer 1995, Lewin 1992).
Eine Fluorüberdosierung kann zu weißlich oder bräunlichen Flecken auf dem Zahnschmelz führen. Das regelmäßig eingenommene Fluorid wird zum Teil im Knochen eingelagert und kann
einen zu engen Kiefer sowie eine vorzeitige Knochenalterung in der zweiten Lebenshälfte zur Folge haben. Weitere Nebenwirkungen können sein: Konzentrationsschwäche,
Vergesslichkeit, Nebenschilddrüsen-Unterfunktion, Porosität der Knochen bis zur Knochenzerstörung (Daunderer 1995, Barmer Lexikon Gesundheit und Medizin).
Bei der Beratung der Eltern stehen Hebamme und Kinderkrankenschwester im Spannungsfeld der unterschiedlichen Empfehlungen. Angesichts der wissenschaftlich anerkannten
Leitlinien der DGZMK kann ich heute keine Kariesprophylaxe mit Fluor-Tabletten mehr empfehlen. Im Rahmen der Wochenbettbetreuung werden die Eltern von mir über den momentanen
Stand informiert. Entscheiden muss Jeder selbst!
Quelle: Ulrike Harder 2003, Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause, Hippokrates Verlag
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